Eine Folge, die sich ganz den Frauen im Eishockey widmet: Wir haben mit DEC Devils- und Nationalteam-Spielerin Nina Ausperger sowie mit Trainer und sportlichem Leiter der Dameneishockeymannschaft DEC Devils Takashi Linzbichler gesprochen. Sie erzählen hier von ihrem Weg aufs Eis, den Schwierigkeiten für Damen im Eishockey und prognostizieren eine rosige Zukunft dieses Sports für die Damen. Hier geht’s zur Folge in voller Länge:
Und hier die Folge in aller Kürze:
Mit 5 Jahren hat Nina Ausperger mit Eishockey angefangen. Eigentlich nur, weil ihr Bruder das unbedingt ausprobieren wollte: „Wir haben bei den 99ers in einem Eislaufkurs begonnen, die haben mich dann gleich gefragt, ob ich nicht mal in der U8 das Eishockey richtig ausprobieren will. Am Anfang war ich zwar skeptisch, aber dann hat es mir voll getaugt und ich bin dabeigeblieben.“ Bis zur U16 hat Nina in der gemischten Mannschaft der 99ers gespielt. Heute spielt sie bei den Kärntner Lakers, den Devils, im österreichischen Nationalteam und darf immer noch in der U20 Mannschaft der Graz 99ers mittrainieren: „Das ist sehr cool, weil die öfter trainieren und ein schnelleres Tempo haben.
Der Trainer, Takashi Linzbichler erzählt, er habe nicht eine ganz so geradlinige Eishockeylaufbahn wie Nina. Bis er 17 Jahre alt war, hat er zwar mit Leidenschaft Eishockey in Kapfenberg gespielt, dann aber aufgehört. Erst als seine Tochter begonnen hat, Eishockey zu spielen, hat sich seine eigene Eishockeylaufbahn fortgesetzt, wie Takashi erzählt: „Irgendwann hat man mich dann seitens der Devils gefragt, ob ich dort als Anfängertrainer arbeiten möchte. Das habe ich dann zwei Jahre gemacht und bin dann so irgendwie reingerutscht in eine Assistant-Coach-Geschichte zusammen mit dem Bernie Strohmaier vom ATSE.“ Nach Schwierigkeiten mit dem damaligen Headcoach haben die beiden dann kurzfristig als Coach-Duo die Devils übernommen. Übrig geblieben ist am Ende Takashi als alleiniger Coach: „Also das ist nicht das, was man so klassisch als Karriereplanung bezeichnen würde.“
Was macht für den Trainer den Reiz dieser Sportart aber aus? „Es ist eine der Sportarten, wo sich der*die Sportler*in auf völlig ungewohntem Terrain bewegt. Dazu kommt noch ein sehr kleines Spielgerät, das nicht mit den Gliedmaßen direkt bedient wird, sondern über den Eishockeystock. Ich kenne keine Sportart, die koordinativ so fordernd und gleichzeitig dermaßen temporeich ist und dann doch auch mit einer gewissen Härte gespielt wird. Ich glaube, das macht die Faszination aus.“
Frauen im Eishockey – für die einen “ein Wahnsinn”, für die anderen “cool”
Eishockey selbst ist schon keine Massensportart in Österreich, sagt Takashi. Für Frauen ist es deshalb nochmal schwieriger, in diesem Sport Fuß zu fassen. Nina hat ein Jahr lang in Amerika gespielt und hat damit den direkten Vergleich: „Professionell kann man Eishockey als Frau kaum betreiben, zumindest in Österreich. Da ist es schon was ganz was anderes. Dort gibt es auch sehr viele Frauen, die Eishockey spielen. Und dort ist das einfach normal. In Österreich wird es doch als komisch angesehen, wenn man als Frau sagt, man spielt Eishockey.“
Takashi hat den Eindruck, innerhalb der Eishockeyszene würde man Fraueneishockey als gar nicht so außergewöhnlich sehen. Vielmehr seien die Vorurteile der brutalen Sportart außerhalb verbreitet: „Ich kann mich erinnern, als meine Tochter angefangen hat, Eishockey zu spielen und man ist mit jemandem zum Reden gekommen und das Thema war „die Tochter spielt Eishockey“. Da war die Reaktion immer so in Richtung: „Wow, die traut sich was als Mädchen, das ist ja totaler Wahnsinn, Mädchen beim Eishockey.“ Ich glaube aber, wenn du als Mädchen in der gemischten Mannschaft mit den Burschen aufwächst, fällt dir das selbst gar nicht so auf.“
Obwohl es manchmal schwierig sein kann, als einziges oder eines von wenigen Mädchen in einer Burschenmannschaft Eishockey zu spielen, findet Nina sowohl das gemeinsame Spielen bis zur U14 oder U16 als auch die Regelung, dass danach die Geschlechter getrennt werden, sinnvoll – aus einem einfachen Grund: „Körperlich könnte man da nie mithalten als Frau. Nachdem ich auch bei der U20 mittrainiere und bei den Damen spiele, kann ich das denke ich sehr gut einschätzen. Männereishockey ist viel schneller und es kommt viel eher zu schnellen Zweikämpfen. Beim Fraueneishockey lauft das alles langsamer ab. Das hat aber auch den Vorteil, dass man dadurch schöner zusammenspielen und mehr herausholen kann. Ich find beiden cool zum Anschauen und Spielen – es ist einfach unterschiedlich.“
Takashi würde sich wünschen, dass die Altersgrenze nicht so strikt wäre, sondern fließender verlaufen würde: „Meine Vorstellung als sportlicher Leiter wäre, dass man die Mädchen, solange es geht, mit den Burschen mittrainieren lässt. Irgendwann kommt dann der Punkt, wo das beim Spielen aus körperlicher Hinsicht nicht mehr geht.“ Dann, egal ob das in der U14, U16 oder U18 ist, wenn die Zeit reif ist, sollten die Mädels von den Damenvereinen übernommen werden. Dazu, so findet der Trainer, bräuchte es aber eine deutlich engere Kooperation mit den Burschenvereinen.
Auf der Suche nach Mädchen, die sich trauen
Wie alle Dameneishockeyvereine sind auch die Devils stark von Förderungen abhängig. Takashi hebt dabei die Bemühungen des STEHV hervor, dass auch die Devils bestmöglich gefördert werden. Eine große Schwierigkeit stellt der Fakt dar, dass Dameneishockey in Österreich kaum öffentlich stattfindet und es daher wenig Anreize für Sponsoren gibt. Takashi beschreibt die Situation treffend: „Der Unterschied zwischen Hallenbefüllung vor und nach Ausbruch der Corona-Pandemie war für uns nicht sonderlich groß.“ Die geringe öffentliche Präsenz schlägt sich in Folge auch beim Spieler-Recruiting nieder: Ich sag immer, eine gute Saison ist, wo ich ein bis zwei Spielerinnen in den Bundesliga-Kader aufnehmen kann. Das ist fast nicht machbar. Das ist wahrscheinlich die größte Schwierigkeit derzeit: Nachwuchsspielerinnen zu finden.“
Und was sagen die beiden zum neuen Bundesleistungszentrum in Villach? „Das ist natürlich eine coole Sache. Schade, dass es das zu meiner Zeit noch nicht gab“, so Nina. Takashi erhofft sich davon, dass die Anzahl der aktiven Eishockeyspielerinnen steigt: „Dameneishockey ist heute ungefähr in der Situation, die Damenfußball vor 15 Jahren hatte. Also auf dem Sprung aus der reinen Nische in Richtung ein wenig öffentliche Wahrnehmbarkeit zu bekommen. Ich erwarte mir da schon einen gewaltigen Schub. Denn nach wie vor haben wir das Problem, dass die Basis sehr dünn ist.“
Aber die Basis, die da ist, ist laut Takashi und Nina gut: „Die Jahrgänge, die jetzt nachrücken, wahrscheinlich die besten Jahrgänge – sowohl zahlenmäßig als auch leistungsmäßig – sind, die es im österreichischen Fraueneishockey bisher gegeben hat.“
Die Zukunft schaut also rosig aus? Takashi meint dazu lachend: „Jedenfalls nicht dunkelgrau.“
Für Interessierte hat Takashi einen klaren Appell: „Traut’s euch, geht’s aufs Eis, probiert’s es aus, haut’s euch rein und dann werdet‘s wie die Nina!“